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schlagen und in deren Wasser sie sich den Sand vom Krper
gewaschen hatten. Pamina! Wo war Pamina? In seiner Ver-
zweiflung wollte er laut nach ihr rufen& und erinnerte sich
aber das mute in einem anderen Leben gewesen sein, vor
Millionen und Abermillionen Jahren , wie Papageno kla-
gend nach Papagena rief& In dieser Welt gab es fr ihn
nichts mehr auer Leid, Verlust und die rasenden Schmerzen
in seiner Hand.
Tamino erreichte die Quelle, streckte die
Hand aus und Sand brannte wie Feuer in seiner Wunde.
Tamino schrie, wie er sein Schwert herbeigerufen, wie Pami-
na es getan hatte, als sie gegen den Felsen schlug:
Wasser!
Ein Augenblick der Verzweiflung, ein Augenblick schwei-
gender Qual und Furcht wrde er hier, im heien Sand
sterben, im Feuer des Drachens zu Asche verbrennen?
pltzlich sprte er es khl und lindernd ber seine Hand rin-
nen, kaltes Wasser, eiskaltes Wasser. Aber es war nicht die
Wstenquelle: Tamino lag im Wasser, und es nahm den
Schmerz in der verbrannten Hand, auf dem Rcken und im
Gesicht, wo ihn die feurigen Peitschenhiebe getroffen hat-
ten. Und ganz in seiner Nhe schwamm die Otterfrau.
Also hatte nicht nur Pamina Zauberkrfte entwickelt! Auch
er war ein Zauberer, ein Zauberer wie Monostatos gewor-
den. Einen Augenblick lang erfate ihn Abscheu vor sich
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selbst. Er hatte sich vor Pamina gefrchtet, als sie sich in den
riesigen Vogel verwandelte. Jetzt frchtete er sich vor sich
selbst. Tamino wnschte, wieder im Reich seines Vaters zu
sein. Wre er doch nie in diese teuflische Welt mit ihren magi-
schen Krften gekommen! Auch er geriet nun in ihren Bann.
Was war aus ihm geworden? Wre er bald nicht besser als
Monostatos?
Tamino hatte sich diese Zauberkrfte nie gewnscht. In sei-
nen Augen konnten sie nur etwas Schlechtes sein. Man hatte
sie ihm unaufgefordert und ungewollt verliehen. Er erinner-
te sich an Sarastros Worte und an die Mahnung des Priesters,
und sie erschienen ihm wie bittere Ironie: Man verlangt von
Euch nur, jederzeit im Sinne der guten Seiten Eures Wesens zu
handeln.
War dies also die gute Seite seines Wesens, mit der er das
Feuer herabrief, um seinen Feind zu verbrennen, wie dieser
es mit ihm versucht hatte? Ein erschreckendes Rtsel!
Sein nasses Gewand hing schwer an ihm, so schwer wie da-
mals im Meer, ehe die Delphin-Halblinge ihn davon befreit
hatten. Mhsam schleppte sich Tamino an das Ufer, setzte
sich ins Gras und zog sein Gewand aus. Einen Augenblick
lang lie er die Finger auf der Kordel an seiner Hfte ruhen.
Es war noch nicht lange her doch wie weit schien es zurck-
zuliegen , da Pamina spielerisch den Knoten gelst hatte.
Damit hatte alles begonnen.
Nein, um gerecht zu sein, es begann damit, als sein Verlan-
gen nach ihr erwachte. Fluch ber diese Prfungen, die das
Begehren eines Mannes erweckten und ihn dafr bestraften,
wenn er ihm nachgab! Wie ungerecht das ist, dachte er. Es
war so ungerecht wie alles, was ihm in Sarastros Reich zuge-
stoen war.
Tamino lste den nassen Grtel. Wasser und Feuer hatten
alle Erinnerungen gelscht und ausgebrannt. Er konnte nur
noch an dieses Verlangen denken. Wrde er je wieder sinn-
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liches Begehren empfinden, ohne an das Entsetzliche zu
denken, das sie getrennt hatte? An der Kordel hing die Zau-
berflte.
Tamino betrachtete sie bitter. Sollte er sie wieder spielen und
die magischen Boten noch einmal um Hilfe bitten? Er hatte es
satt, herumkommandiert zu werden. Er wollte einmal wie-
der nach eigenem Willen und Gutdnken handeln. Der Prie-
ster hatte ihm erklrt, in den Prfungen von Luft und Wasser
habe er lernen mssen, da er nicht immer befehlen konnte.
Wrde er nie mehr befehlen? Tamino legte die Flte ins Gras
und breitete sein Gewand zum Trocknen aus.
Woher kam das Gras? Sie waren in einer Sandwste gewe-
sen, und nun umgab ihn dichter Regenwald wie damals, als
er der Otter-Frau zum ersten Mal begegnet war. Der Halbling
lag noch immer im Wasser. Tamino sah nur ihre Augen und
das glatte dunkle Haar, aber unter ihrem eindringlichen Blick
wurde ihm leicht unbehaglich.
Wie konnte sie es berhaupt wagen, ihn so anzustarren? Er
war ein Mann. In den letzten Tagen hatten ihn genug Halb-
linge angestarrt. Der hinterhltige und arrogante Monosta-
tos hatte sogar gewagt, unter Einsatz von Zauberkrften ihn
im Kampf mit feurigen Peitschen zu schlagen. Tamino wollte
dieses Duell nicht, aber Monostatos hatte ihn gezwungen,
sich auf gleiche Weise zu wehren. Unter den Blicken der Ot-
ter-Frau fhlte er sich beschmutzt, mibraucht, verletzt und
nackt.
Tamino fragte sie grob: Warum starrst du mich so an?
Schnell tauchte sie unter, und angesichts ihrer Angst stiegen
hliche Gedanken in ihm auf. Diese Halblinge fhrten ihn
stndig an der Nase herum; sie schikanierten ihn; Monosta-
tos peitschte ihn mit Feuer; die Delphin-Halblinge hatten ihn
gezwungen, nachzugeben und sich zu demtigen& aber er
war ein Mann und hatte genug davon, sich von diesen Halb-
Menschen qulen zu lassen. Tamino griff zur Flte und blies
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einen Ton.
Die Zauberflte besitzt Macht ber die Halblinge. Ich kann
sie zwingen, zu mir zu kommen, dachte er. Vielleicht bestand
die Prfung nur darin? Alle schienen sich gegen ihn zu
verschwren, um ihn seiner Mnnlichkeit, seiner Macht, seines
Willens und seines sinnlichen Verlangens zu berauben. Also
sollte er Entschlossenheit zeigen. Jetzt mute er sich behaup-
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